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Fahrbericht BMW F 800 R
Das Abschlussmodell solls richten

Auto-xxl — 05.11.2009
Die ersten beiden F-Modelle von BMW, die Allround-Versionen S und ST, schnitten bei den Kritikern nicht besonders gut ab. Jetzt schickt der Fahrzeughersteller die F 800 R ins Rennen, mit der vielleicht noch die Kohlen aus dem Feuer geholt werden können.




Der Twin mit 798 ccm Hubraum leistet dank neuer Abgasanlage knapp zwei kW mehr als die S- und ST-Schwestern und geht mit 64 kW/87 PS Leistung an den Start. Das maximale Drehmoment von 86 Nm bei 6 000 U/min blieb dagegen unverändert. Die Kraft der zwei Zylinder reicht, um die 205 Kilogramm leichte R-Maschine ziemlich zügig auf Trab zu bringen. Am Gasgriff kann gedreht werden, bis zuerst der rote Schaltblitz im Cockpit aufleuchtet und dann bei 8500 U/min mit dem Begrenzer dem Treiben Einhalt geboten wird. Im sechsten Gang ist man dann stolze 210 km/h schnell und wird dank des kleinen Windschilds am Lenker noch nicht einmal unmäßig durcheinandergeschüttelt. Auf der F 800 R lassen sich durchaus auch längere Autobahnetappen aushalten, es muss aber nicht immer mit der Höchstgeschwindigkeit gefahren werden. Denn auf schnellen Abschnitten tritt auch der größte Mangel der Bayerin zu Tage: Die Spiegel vibrierten bei flotter Fahrt so stark, dass der Blick nach hinten nichts mehr brachte - das ist gerade auf der Autobahn ein gefährlicher Sicherheitsmangel.

Am meisten Spaß macht die nackte BMW aber eindeutig auf kurvigen, kleinen Landstraßen. Da spielt sie ihre Trümpfe aus: aufrechte Sitzposition, breiter Lenker, Spurstabilität, präzises Lenkverhalten, Handlichkeit und ordentliche Verzögerung. Wer flott unterwegs sein will, muss jedoch die sechs Gänge fleißig rauf- und runterschalten, was aber eine durchaus vergnügliche Angelegenheit ist, denn die Mechanik arbeitet butterweich. Dann hängt die F 800 R stets sauber am Gas, macht Überholvorgänge zur kurzweiligen Angelegenheit und erfüllt das BMW-Motto "Freude am Fahren".

Ein weiterer erfreulicher Aspekt an der unverkleideten Bayerin ist, dass sie sich trotz fehlender windschnittiger Plastikverkleidung auch beim Verbrauch mit ziemlich wenig zufrieden gibt. Im Schnitt konsumierte sie 4,8 l Super auf 100 Kilometer. Auch die Kosten für die jährliche Haftpflicht hält sich in Grenzen und fällt beispielsweise bei der AXA mit 91,82 Euro recht günstig aus.

Abgesehen von den wackeligen Spiegeln bei hohem Tempo, einem hakeligen Zündschloss und einem Blinkerschalter mit schlechter Rückmeldung bleibt ansonsten ein rundum positives Bild als Fazit. Da der Grundpreis konkurrenzfähige 7 940 Euro beträgt, ist es BMW gelungen, mit dem vierten und letzten Exemplar die F-Baureihe mit einem wirklich guten Schluss abzurunden. Herstellertypisch bleibt nach wie vor, das sinnvolle Extras aufpreispflichtig sind, beispielsweise das ABS für 710 Euro, der Bordcomputer für 145 Euro und das Windschild für 100 Euro. Werner Wagner/mid
Teststeno BMW F 800 R:
Nakedbike mit flüssigkeitsgekühlten Zweizylinder-Viertaktmotor, 798 ccm Hubraum, 64 kW/87 PS Leistung bei 8 000 U/min, maximales Drehmoment 86 Nm bei 6 000 U/min, vier Ventile pro Zylinder, geregelter Katalysator, elektronische Einspritzung, Teleskopgabel vorn, Zweiarmschwinge hinten, Kettenantrieb, Sechsganggetriebe, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, Leergewicht (ohne Zubehör) 205 Kilogramm, zulässiges Gesamtgewicht 405 Kilogramm, Zuladung 200 Kilogramm, Sitzhöhe 77,5 bis 82,5 Zentimeter, Tankinhalt 16,0 l, Verbrauch 4,8 l Super auf 100 Kilometer, Jahresbeiträge bei der AXA-Versicherung KH: 91,82 Euro (SF 1, Zulassung Düsseldorf, 50 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief), TK: 107,97 Euro (150 Euro Selbstbeteiligung); Preis 7 940 Euro.
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