Daihatsu Terios Top 2WD

Fahrbericht Daihatsu Terios Top 2WD
Kein anderer ist so wendig

Auto-xxl — Fahrbericht vom 06.08.2010
Daihatsu wurde 1907 gegründet und ist somit eine der ältesten Automobilmarken Japans. Auf dem Heimatmarkt wird sie anders wahrgenommen als etwa in Europa.


Japan bleibt für das auf Kleinwagen spezialisierte Unternehmen die wichtigste Absatzregion. Offensichtlich aber macht sich Daihatsu den weltweiten Trend hin zu Pkws mit kompakteren Abmessungen zunutze und folgt damit, wie es in der Markenwerbung heißt, unter dem Firmen-Slogan "Innovation for Tomorrow" der Vision, durch neue, ressourcenschonende Technologien in kompakten Fahrzeugen weltweit auch künftigen Generationen individuelle Automobilität zu ermöglichen.

Der Testwagen gehörte zur 2WD-Fraktion. Den Vortrieb übernahm aber auch hier - wie bei der Allradversion 4WD - ein 1,5-Liter-Vierzylinder-Ottomotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen, der 77 kW/105 PS und 140 Newtonmeter Drehmoment beschert. Das (die leistungsstärkste Motorisierung des Terios!) macht deutlich, dass sich Daihatsu auch bei der motorischen Dimension zurückhält. (Verbaut wird im Terios sogar ein 1,3-Liter-Motor mit 63 kW/86 PS und 120 Nm Drehmoment). Für einen Dieselmotor, speziell für die Kundschaft außerhalb Japans, hat sich Daihatsu bislang nicht entscheiden können. Bekanntlich sind Japaner für Pkw-Dieselmotoren wenig zu begeistern.

Der "Benziner" im Terios erfüllt eher nur bescheidenere Leistungsansprüche, die es heutzutage selbst bei SUV-Interessenten aber eben auch gibt. 160 km/h Höchstgeschwindigkeit reichen vielen aus. Natürlich lassen 105 PS Höchstleistung und dürre 140 Newtonmeter Drehmoment, die sich mit einem 1,3 Tonnen schweren Terios anlegen, keinen Wildfang erwarten. Das Anpirschen an höhere Geschwindigkeiten über den 5. Gang verlangt Geduld. Ein sechster Gang wäre fehl am Platze. Hohe Drehzahlen müssen sein, um das motorische Leistungsvermögen auszubeuten. Ein Terios ist von rauer Natur. Der angestrengt-brummige Arbeitseifer des Ottomotors lässt sich im Innenraum vernehmen. Auch dass sich unter dem Wagenboden eine Kardanwelle dreht, glaubt man irgendwie herauszuhören. Ergo: Mehr Hingabe des Herstellers in Sachen Geräuschdämmung wäre wünschenswert.

Der von Daihatsu angegebene Durchschnittsverbrauch, 7,2 l/100 km, lässt sich erreichen. Ob es dabei bleibt, bestimmt der Fahrstil. Wer Gelegenheit und Veranlassung hat, auf der Autobahn die Tachonadel stets im Hochgeschwindigkeitsbereich zu halten, muss bereit sein, deutlichen Tempozuschlag zu zahlen. Dauerspeed kann auch eine Zehn vor dem Komma bescheren.

Der kompakt wirkende Terios Top 2WD überrascht Einsteigende mit großzügigem Platzangebot. Seine Ausstattung umfasst eine Reihe angenehmer Details: Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, höhenverstellbarer Fahrersitz, Bedientasten am (höhenverstellbaren, lederummantelten) Lenkrad für die Radio/CD-Kombination mit MP3-Anschluss, ein kleines Multifunktionsdisplay (über das sich etwa Durchschnittsverbrauch und Außentemperatur abrufen lassen). Selbstverständlich gibt es eine Klimaanlage, ein Tempomat aber ist Fehlanzeige. Die Außenspiegel lassen sich elektrisch verstellen, Dachreling, Nebelscheinwerfer und Colorverglasung gehören ebenfalls zur "TOP"-Ausstattung. SUV-übliche diverse Ablagen unterschiedlicher Größe werden ergänzt von einem abschließbaren Handschuhfach.

Das geschmackvoll gestaltete Cockpit ist nicht mit Tasten und Anzeigen überfrachtet. Drei Rundinstrumente direkt im Fahrerblick und die aluminiumfarbene Bedienkonsole als Blickfang in der Mitte demonstrieren, wie aufgeräumt übersichtlich etwas gestaltet werden kann, ohne artig oder langweilig zu wirken.

Für bequem empfinden Fahrer und Beifahrer die Sitze im Terios, so lange nicht stundenlang auf ihnen gesessen wird. Auf längeren Touren erweisen sie sich samt ihrer Lehnen und Randwülste als zu weich, um Stützfunktionen übernehmen zu können. Gelegentliche Fahrgäste empfinden es vermutlich als angenehm, dass das Fahrwerk selbst auf miserabler Straße keine harten Stöße bis zu ihnen vordringen lässt. Doch wer das Lenkrad in der Hand hält, spürt bei zügiger Fahrt auf jeder Art von Buckelpisten deutliche Unruhe im Bereich der Antriebsachse, die über eine Kardanwelle mit Vortriebskraft versorgt wird. Vor allem bei Fahrbahnnässe ist es mit stets griffigem Fahrbahnkontakt der Hinterräder samt schlupffreiem Vortrieb vorbei. Übrigens schenkt Daihatsu auch beim Terios noch immer hinteren Trommelbremsen das Vertrauen.

Fahrwerke, die viel, möglichst "alles schlucken", mögen für komfortabel gehalten werden. Deren Nachteil ist es aber eben, dass der Fahrer von ihnen nur wenig "Rückmeldung" erwarten kann und sie bei zügiger Kurvenfahrt der Karosserieneigung wenig entgegenzusetzen haben. Nicht zu schlagen ist die Wendigkeit eines Terios 2WD. Zum Kehrtmachen per Servolenkung braucht er lediglich 9,8 Meter! Der Fahrer schätzt auch, dass er Übersicht über die kompakten SUV-Konturen behält. Das zählt bei einem ein SUV, das zuerst ja Onroad-Qualitäten haben soll. Die aktive Offroad-Mitgift eines Terios 2WD beschränkt sich eigentlich auf das Plus an Bodenfreiheit.

Wahr bleibt: Es gibt wohl kein weiteres SUV, das so handlich ist und wenig kostet, durchaus aber ganz grundsätzliche Konzeptvorteile genießen lässt: das bequeme Einsteigen, die hohe Sitzposition mit entsprechend gutem Überblick übers Verkehrsgeschehen und über Landshaften, die sich vor dem Auto auftun. Komplett (!) umklappbare Rücksitze lassen jede Menge Stauraum etwa für so manches Zubehör gewinnen, das Freizeitaktivitäten fördert. Dass der Terios obendrein eine gute Figur macht, vermitteln Bilder vom Testwagen. Und da ist ja auch noch der Preis … Frohlocken lässt unmittelbare Konkurrenten sicher, dass es keine Dieselversion des Terios gibt. (ar)


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