Ford Focus ST

Fahrbericht Ford Focus ST
Blubbern zum Glück

Auto-xxl — Fahrbericht vom 06.11.2006
In leuchtendem Orange fuhr er vor auf unseren Hof, mit rauhem Blubbern aus dem Fünfzylinder - und sorgte für glückliche Momente. Im Gegensatz zu den Brüdern aus Wolfsburg und Rüsselsheim kommt er auch als Fünftürer zum Kunden und macht ihn damit zur Alternative für sportlich ambitionierte Familienväter - die zwei zusätzliche Türen mit 1000 Euro zusätzlich bezahlen müssen. Trotzdem begeistert der Ford Focus ST und fokussiert im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier gibt es richtig was auf die Ohren.


In leuchtendem Orange fuhr er vor auf unseren Hof, mit rauhem Blubbern aus dem Fünfzylinder - und sorgte für glückliche Momente. Im Gegensatz zu den Brüdern aus Wolfsburg und Rüsselsheim kommt er auch als Fünftürer zum Kunden und macht ihn damit zur Alternative für sportlich ambitionierte Familienväter - die zwei zusätzliche Türen mit 1000 Euro zusätzlich bezahlen müssen. Trotzdem begeistert der Ford Focus ST und fokussiert im wahrsten Sinne des Wortes, denn hier gibt es richtig was auf die Ohren.

Der Spaß beginnt gleich nach dem Startvorgang. Dann dreht der Motor erst einmal kurz auf 2000 Umdrehungen pro Minute hoch, damit der Fahrer sich daran erinnert, was unter der Motorhaube an Leistung auf ihn wartet. Das besondere am Focus ST ist sein herrlich rauer Sound, der der Kombination des von Volvo entliehenen Fünfzylinders und eines so genannten "Composers" entstammt. Er wurde vom Ansaugtrakt an die Spritzwand unterhalb des Handschuhfachs gelegt. Ein Kunststoffrohr wirkt als Telefonleitung in den Bereich zwischen Ladeluftkühler und Drosselklappe. Wenn der Motor sich seine Luft zum Atmen holt, ist der Fahrer sozusagen live dabei. Dabei ist die Geräuschkulisse kernig, aber zerrt nie an dem Nerven. Wer es langsam angehen lässt, bekommt von Sound-Kraftwerk nichts mit. Doch selbst an der Ampel ist man verleitet, die 20 Ventile des Motors hüpfen zu lassen.

Zur Freude trägt auch ein knackiges Secchsgang-Getriebe bei, das den Schalthebel flott und entspannt durch die Kulisse flutschen lässt. Der Motor hält sein üppiges Drehmoment von 320 Nm bereits ab 1600 Touren bereit und behält es bis 4000 Umdrehungen pro Minute bei. Das bedeutet schaltfaules Fahren auf Wunsch, bei Bedarf dreht das Aggregat aber auch willig und flott bis 7000 Touren hoch. 166 kW/225 PS wirken auf den ersten Blick nicht übermäßig üppig, reichen aber für Tempo 241 und einen Spurt von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden.

Der Focus ST ist kein kompromissloser Sportler. Der Komfort ist trotz des tiefer gelegten und härteren Fahrwerks sehr ordentlich. Die Ingenieure haben es 30 Prozent straffer abgestimmt, den Querstabilisator verstärkt, andere Schwingungsdämpfern eingebaut, alles auf 8 x 18 Leichtmetallfelgen gestellt, mit einer direkteren Lenkung zusammengebracht und große Bremsen verwendet, die hervorragende Verzögerungswerte liefern - wie es sich für ein sportliches Fahrzeug gehört. In Kurven bleibt er sehr lange neutral und wirkt wie mit dem Asphalt verzahnt, dann folgt ein kontrollierbares Schieben über die Vorderräder. Auf rutschigen Untergrund zerrt die Kraft des Motors in niedrigen Übersetzungen merklich an den Vorderrädern. Zur Sicherheit trägt ein wunderbar abgestimmtes ESP bei, das spät und dezent eingreift. Die Bremsen mit innen belüfteten 320-Millimeter-Scheiben vorn und 280-Millimeter-Scheiben hinten sind über jeden Zweifel erhaben. Auf der Autobahm sind Spurrillen nicht die besten Freunde des breit bereiften Kölners, er will mit nachdruck wieder aus den Niederunges des Asphalts manöveriert werden. Am besten auf der linken Spur bleiben, dort fühlt sich der ST sowieso am wohlsten.

Innen unterscheiden den ST Aluminium-Dekor, schwarzer Dachhimmel, Recaro-Sportsitze- und Sport-Lenkrad und drei Zusatz-Rundinstrumente von schwächeren Brüdern. Die Änderungen fallen hier recht dezent aus. Außen trägt er viel dicker auf: Frontend, Seitenschweller, dicke Backen für die Räder, Heckspoiler über die Heckscheibe und eine neue Heckschürze mit Doppelauspuff sorgen beim Betrachter für Klarheit über die Ausrichtung des Autos, aber auch für eine gute Aerodynamik. Mäßig angepasste Plastikteile des Spoilerwerks trübten hier den insgesamt guten Qualitätseindruck.

25 575 Euro kostet der Focus ST Fünftürer. Dann ist schon reichlich Ausstattung drin, der Testwagen brachte es mit Ledersitzen, der Sonderlackierung "Electric Orange Metallic" für 1200 Euro, Xenon-Licht, Audiosystem und vielem mehr auf knapp 30 000 Euro. Dazu muss der stolze Besitzer bei flotterer Fahrweise 12 Liter Super auf 100 Kilometern einkalkulieren. Mit dem teueren SuperPlus, das die Konkurrenz verbraucht, soll der ST noch einmal einige PS mehr aus dem Motor kitzeln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt trotzdem bei den Kölnern, der Fahrspaß auch. Und dann dieses Motorgeräusch: Für manchen sicher das Blubbern zum Glück. (ar/sb)

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