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Fahrbericht Honda VFR 1200FD
Selber schalten war mal

Auto-xxl — 14.01.2011
Als Honda die VFR 1200F präsentiert hat, sorgte das für allgemeine Aufregung unter den Motorradfans. Das könnte einer der Gründe sein, die die Japaner motiviert haben, gleich im Anschluss eine Zwillingsmaschine zu präsentieren, die zudem noch mit einem Doppelkupplungsgetriebe ausgerüstet ist.


Die neue VFR 1200FD bietet Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung - der Technologieträger auf zwei Rädern startet bei 16 200 Euro. Damit rangiert die FD exakt 1 300 Euro über der mit einer regulären Schaltbox ausgestatteten VFR, die für 14 900 Euro angeboten wird. Beide Varianten sind weitestgehend identisch - bis hin zur Anzahl der Gänge. Bei deren Auswahl setzt die FD indes Maßstäbe: die Wahl der sechs Gangstufen wird elektronisch gesteuert. Folglich sucht man vergebens nach einem Schalt- oder Kupplungshebel. Dafür finden sich am Lenker einige zusätzliche Bedienelemente, in deren Logik man sich jedoch rasch hineingedacht hat. Immerhin lassen sich die Gänge manuell über Tasten am Lenker einlegen - andernfalls übernimmt die Elektronik das Zepter in einem sportlichen oder eher moderaten Schaltmodus.

Sinnvollerweise startet man die Kennenlernphase im Automatikbetrieb, "AT" genannt. Hier steuert ein Rechner alle Schaltvorgänge, wobei die geschmeidigen Gangwechsel für Staunen sorgen. Aneinander schlagende Helme von Fahrer und Sozia sind auf der VFR ebenso ein Fremdwort wie der Begriff "simple Konstruktion". Denn der technische Aufwand des Doppelkupplungsgetriebes ist erheblich. Dieses arbeitet mit zwei unabhängigen, abwechselnd agierenden Kupplungen für die ungeraden wie die geraden Gänge. Wenn beispielsweise vom ersten in den zweiten Gang gewechselt wird, erkennt das Steuergerät das Hochschalten und legt den zweiten Gang ein - dann löst es die Kupplung des ersten und aktiviert die Kupplung für den zweiten Gang.

Das hört sich ein wenig kompliziert an - sorgt jedoch in der Realität für ein sehr schnelles und doch weiches Schalten, und zwar beim Beschleunigen wie beim Verzögern. Wer es ein wenig sportlicher liebt, der schärft den Charakter der VFR darüber hinaus, indem er im Automatikmodus die Voreinstellung ändert. Der rechte Daumen wählt hierfür zwischen "D" für maximale Kraftstoffeffizienz und "S" für maximale Leistung. Die Gänge werden nun länger ausgedreht, der Motor wirkt wesentlich bissiger. Lange ausdrehen kann man den erst bei 10 000 Touren in den roten Bereich reichenden V4-Motor natürlich auch manuell: Im MT-Modus erledigt der Fahrer die Gangwechsel "mit links". Das Hoch- oder Herunterschalten erfolgt durch die "+" oder "-" Knöpfe, die mit dem Zeigefinger und Daumen der linken Hand betätigt werden. Dabei erfolgt der Sprung in den manuellen Modus, sobald man einen dieser beiden Knöpfe betätigt - der Mensch hinter dem Lenker hat also in allen Situationen das Sagen, um beispielsweise rasch aus einer Gefahrensituation herausbeschleunigen zu können. Denn der 1 237 ccm große Vierzylinder, dessen Leistung von 127 kW/173 PS bei 10 000 Umdrehungen ansteht, giert spätestens bei 4 000 U/min vehement voran, während das maximale Drehmoment von 129 Nm bei 8 750 Touren erreicht wird. Damit ist der kernige V4 der ideale Motor für die anspruchsvolle Doppelkupplungslösung: er bietet genügend Druck, um mit niedrigen Drehzahlen voranzurollen, hat aber dennoch mehr als genug Potenzial, um es sportlich "brennen" zu lassen. Dann steigt aber auch der Verbrauch der 250 km/h schnellen Honda, die sich im Durchschnitt mit 5,9 Litern bewegen lässt, was in Kombination mit dem 18,5 Liter messenden Tank eine Reichweite von 300 Kilometern erlaubt.

So bleibt denn als Fazit, dass Honda mit der VFR 1200FD einen anspruchsvollen Technologieträger auf die Räder gestellt hat. Wer folglich mit dem Kauf einer VFR liebäugelt, der sollte unbedingt beide Varianten ausprobieren. Denn zwischen den Modellen liegen mehr Unterschiede, als die Preisdifferenz von 1 300 Euro glauben machen möchte. Heiko P. Wacker/mid

Technische Daten Honda VFR 1200FD:
Sporttourer mit flüssigkeitsgekühltem Vierzylinder-V-Motor, vier Ventile pro Zylinder, 1 237 ccm Hubraum, Leistung 127 kW/173 PS bei 10 000 U/min, max. Drehmoment 129 Nm bei 8 750 U/min, elektronische Einspritzung, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Sitzhöhe 81,5 cm, Tankinhalt 18,5 Liter, Verbrauch 5,9 l/100 km, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, Leergewicht 277-279 kg, max. Zuladung 194-196 kg, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 190/55 ZR 17, Preis Basisvariante VFR1200F: 14 900 Euro; Aufpreis Doppelkupplungsgetriebe (VFR1200FD): 1 300 Euro.
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