Jaguar XJ 3.0 AWD

Fahrbericht Jaguar XJ 3.0 AWD
Allradantrieb ist gefragt

Auto-xxl — Fahrbericht vom 03.12.2012
Das Premium-Segment bietet immer mehr Fahrzeuge mit 4WD, denn die Kunden wollen es. Nun gibt es endlich auch von Jaguar ein entsprechendes Modell, das am Zusatz AWD erkennbar ist.


Ab Februar bieten auch die Briten für ihre Modelle XF und XJ ein 4x4-System an. Entwickelt wurde es zusammen mit den Experten der Konzernschwester Land Rover. Für den 4WD-XF verlangt Jaguar 57 000 Euro, 3 000 Euro mehr als für die Standardversion. 4 760 Euro müssen für das voll variable AWD-System (All Wheel Drive) beim Flaggschiff XJ bezahlt werden, der damit 91 600 Euro kostet.

Zwar erweitert die britische Traditionsmarke, seit 2008 im Besitz des indischen Tata-Konzerns, damit ihr Produktportfolio deutlich. Deutsche Kunden stehen dabei jedoch eher weniger im Fokus. Denn sowohl beim XF als auch beim XJ arbeitet der 4WD ausschließlich in Verbindung mit dem neu entwickelten V6-Kompressor-Benziner, der demnächst auch im zweisitzigen Roadster F-Type zum sportlichen Einsatz kommt. Europa aber ist Dieselmarkt. Und in der Heimat England wird die Allradversion erst gar nicht angeboten. Ganz anders sieht die Situation in den USA aus. Hier nimmt zum einen die Nachfrage nach großvolumigen Motoren ab, zum anderen wächst in den sogenannten "Snow States" der Wunsch nach einem sicheren 4WD. "Der Allradanteil liegt mittlerweile bei über 80 Prozent, selbst in den restlichen US-Staaten beträgt er 20 Prozent", sagt James Towle vom Jaguar Produkt-Marketing. XF und XJ sind damit perfekt auf die USA und auch Kanada zugeschnitten.

Der Grund für die Kombination 4x4 und V6-Benziner war aber nicht nur eine Entscheidung des Vertriebs. Auch technisch ließ sich der Diesel mit dem Allradantrieb nicht verbinden, zumindest nicht ohne erheblichen Umbau im Vorderwagen. Der neue 250 kW/340 PS starke Kompressor-Benziner jedoch wurde von Beginn an auf AWD ausgelegt. "Die rechte vordere Antriebswelle verläuft hier durch eine Art Tunnel in der Ölwanne", sagt Entwicklungs-Ingenieur Simon Barnes. Erst mit der nächsten XF- und XJ-Generation ab 2016 plant Jaguar, den Allradantrieb auch mit dem V6-Diesel zu kombinieren.

Dass vier angetriebene Räder besonders auf schneebedeckten Straßen für deutlich mehr Grip sorgen als zwei - und damit auch für mehr Sicherheit - dürfte jedem klar sein, der sich schon einmal mit durchdrehenden Rädern an einer grünen Ampel abgemüht hat. Eine erste Testfahrt auf den winterlichen Straßen nördlich von Montréal zeigte erneut, wie eklatant der Unterschied zwischen Standard- und Allradantrieb sein kann. Selbst ein Stopp an einer glatten Steigung, an der normalerweise das Auto hilflos zurückrutschen würde, bereitete dem 4x4-XJ keinerlei Probleme. Gas geben genügt und wie eine Bergziege klettert die Limousine mühelos den Hang hinauf. Wird die Taste Winter-Modus auf der Mittelkonsole gedrückt, wählt das System eine Kraftverteilung von 30:70 vorne zu hinten fest vor. Beginnen die Hinterräder durchzudrehen, schickt eine elektronische Lamellenkupplung augenblicklich mehr Drehmoment zu den Vorderrädern, im Bestfall bis zu 100 Prozent. Ein Ausbrechen des Hecks oder eine Reduzierung der Motorleistung, bedingt durch das Einsetzen des ESP wird so weitestgehend unterbunden. Die Jaguar-Limousine verliert damit so gut wie keinen Vortrieb.

Für normale Straßenverhältnisse (trockener Asphalt) wurde das nur 75 Kilogramm leichte Allradsystem im XF und XJ so abgestimmt, dass die gesamte Kraft des Motors zur Hinterachse geschickt wird. "Wir wollten, dass beide Autos ihren Heckantriebscharakter behalten", sagt Entwickler Barnes. Lediglich nach dem Starten des Motors werden fünf Prozent Antriebskraft für die Vorderräder bereitgehalten. Schon ab zehn km/h reduziert sich dieser Wert auf null.

Der neue Dreiliter-Kompressor-V6 ist Jaguars erster Benziner mit Start-Stopp-Automatik. Er überzeugt durch guten Antritt und hohe Laufruhe, besonders in Verbindung mit der serienmäßigen Achtgang-Automatik von ZF. Verbrauchswunder sollten allerdings nicht erwartet werden. Zwar gibt das Werk einen Verbrauch von 9,8 Litern auf 100 Kilometern (234 g CO2/km) an, doch auch bei zurückhaltender Fahrt durch die Einsamkeit Kanadas (maximal erlaubtes Tempo: 100 km/h) zeigte der Bordrechner zwischen 13 Litern und 14 Litern auf 100 km (308,1 g und 331,8 g CO2/km) an.


Michael Specht/mid


Bewertung:
Plus: Antrittsstarker Motor, hoher Fahrkomfort, sichere Fahreigenschaften, gutes Platzangebot
Minus: Im Alltag recht hoher Verbrauch, TFT-Display wirkt billig, passt nicht zur restlichen Premium-Qualität im Cockpit


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