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Fahrbericht Kawasaki Ninja ZX-10R
Viel Feuer auf der Straße

Auto-xxl — 31.05.2012
Die Kawasaki Ninja ZX-10R ist eine Supersportler im 1000ccm Bereich. Von außen wirk sie gefährlich, und im Inneren befindet sich ein starker Vierzylindermotor, der 154 kW/210 PS leistet, sowie jede Menge Technik.




Die schmal bauende Front der Verkleidung der 15 495 Euro teuren Nippon-Sportlerin setzt eher auf Kurven denn auf Kanten, um für eine ordentliche Aerodynamik zu sorgen. Die kompakten Scheinwerfer erlauben eine kürzere Frontverkleidung. Auf der anderen Seite kann der Motor seine Abwärme durch die vergleichsweise großen Öffnungen in der Verkleidung besser abgeben.

Und Abwärme entsteht ohne Frage, gibt der Fahrer dem 998-ccm-Reihenvierzylinder die Sporen. Das maximale Drehmoment von 112 Nm stemmt die Ninja bei 11 500 U/min aufs Hinterrad, während die Spitzenleistung von 147 kW/200 PS bei 13 000 Touren anliegt. Rechnet man die Staudruckaufladung durch die "Ram-Air"-Öffnungen in der Verkleidung mit ein, sollen es 154 kW/210 PS sein. Allerdings geht die komplett neu entwickelte, 295 km/h schnelle Japanerin nicht mit der Brechstange an die Arbeit. Wo ihre Vorgängerin schon auf den ersten Metern kompromisslos sportlich wirkte, gibt sich die neue Ninja beinahe sanft. Denn so begeisternd schiere Kraft sein mag - sie muss auch beherrscht sein. Kawasaki überlässt deshalb einen Teil der Arbeit dem Zentralrechner: Via Bedientaste am linken Lenkerende lässt sich die Motorcharakteristik in drei verschiedenen Stufen regulieren.

Während der "šFull-Power-Mode’ fürs zornige Angasen auf der Rennstrecke zum Einsatz kommt, lässt sich die ZX auch in den Betriebsarten "šMiddle’ und "šLow’ bewegen. Die Basisgangart hingegen stellt maximal 60 Prozent der vollen Leistung bereit. Auch die Tempo-30-Zone lässt sich so ohne schleifende Kupplung oder nerviges Lastwechselrucken durchfahren. Die 10er-Ninja ist stärker als je zuvor - und doch beherrschbarer. Das macht sich auch im Verbrauch bemerkbar, das sich - moderat im Alltag gefahren - mit 6,2 Liter Super pro 100 Kilometer bewegen lässt, was in Kombination mit dem 17 Liter fassenden Tank Distanzen von rund 270 Kilometern erlaubt.

Auf der Rennstrecke sind derlei Angaben indes Nebensache: hier steht der Wahlschalter stets auf "šFull’ - wobei die Ninja sich selbst in dieser Fahrstufe beherrschbar zeigt. Keine Tücken belasten den Drehmomentverlauf: Die Abstimmung des Antriebs kommt einem Meiserstück gleich. Der Vierzylinder gibt sich bei aller Kraft stets kultiviert. Zudem sorgen verschiedene elektronische Helferlein für Unterstützung. So zum Beispiel die serienmäßige Traktionskontrolle, die ein Wegschmieren des Hinterrads zuverlässig verhindert. Dabei lässt sich das Maß an Hinterradschlupf, den das System zulässt, in drei Stufen einstellen. Alle fünf Millisekunden misst das System Motor- und Raddrehzahl sowie die Drosselklappenstellung. Einen Teil dieser Daten nutzt auch das Supersport-ABS. Leider muss der Kunde für das spät, aber sanft eingreifende System 1 000 Euro extra locker machen.

Den Mittelpunkt des Fahrwerks bildet ein neu gezeichneter Aluminium-Doppelprofilrahmen, an der Front versieht eine voll einstellbare Upside-Down-Gabel mit 43 Millimetern Standrohrdurchmesser ihren Dienst, und auch der hintere Stoßdämpfer ist rundum justierbar. Wer der wilden Hatz auf der Rennstrecke frönen will, kann mit wenigen Handgriffen die per Steckverbindung arretierten Rückspiegel entfernen. Und genau hier fühlt sich die ZX-10R auch am wohlsten. Auf der Piste kann sie ihr Potential voll ausspielen. Denn dieses erschöpft sich nicht nur in der Bereitstellung vieler Pferdestärken, sondern in der mühelosen Beherrschbarkeit. Damit setzt die Ninja noch deutlicher Maßstäbe als mit der schieren Leistung. Und so mag der Startpreis von 15 495 Euro nicht unerheblich sein. Der Gegenwert an Kraft und Hightech wiegt das jedoch allemal auf.

Heiko Wacker/mid


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