Kia Ceed 1.6 GDI DCT 2012

Fahrbericht Kia Ceed 1.6 GDI DCT
Moderne, gut ausgestattete Golf-Konkurrenz

Auto-xxl — Fahrbericht vom 28.04.2012
Kia möchte mit dem Modell Ceed dem deutschen Platzhirsch Golf endlich ernsthaft Konkurrenz machen. Um auf diesem Weg erfolgreich zu sein, haben die Koreaner ein schönes Design mit einer guten Ausstattung kombiniert.


Die zweite Generation des Kia Ceed unterscheidet sich wirklich deutlich von seinem Vorgänger. Den hatte Kia 2007 auf den Markt gebracht, um in der Golf-Klasse vertreten zu sein. Mit einigem Erfolg: Bis heute verkauften die Koreaner weltweit rund 630 000 Exemplare vom ersten Ceed. Nicht mehr reichlich bieder, sondern ausgesprochen modern präsentiert sich das frische Outfit des kompakten Kia. Statt in klassischem Kompaktwagen-Design mit einem hohen Steilheck kommt der neue Ceed eher wie ein Coupé daher. Vier Motoren, zwei Benziner (1.4 CVVT mit 73 kW/100 PS und 1.6 GDI mit 99 kW/135 PS) und zwei Diesel (1.4 CRDI 90 mit 66 kW/90 PS und 1.6 CRDI 128 mit 94 kW/128 PS), stehen als Antriebsquellen zur Auswahl. Die Topmotorisierung, der 1.6 GDI, ist der erste Ceed mit Benzin-Direkteinspritzung. Für diesen Motor bietet Kia auch ein in Eigenregie entwickeltes Doppelkupplungsgetriebe an. Gründe genug, diese Version des kompakten Koreaners für den unseren Fahrbericht auszuwählen.

Große, bis weit in die Kotflügel gezogene Frontscheinwerfer und der neue Kühlergrill verhelfen dem Kia Ceed zu einem wesentlich dynamischeren Auftritt. Diesen Eindruck unterstützen auch die neuen Abmessungen. Während der Fronttriebler in der Länge um fünf Zentimeter auf 4,31 Meter wuchs, schrumpfte er in der Höhe und Breite um einen Zentimeter. Dafür erhielt er bei gleichem Radstand von 2,65 Meter wie der Vorgänger eine deutlich breitere Spur an Vorder- und Hinterachse, um die Straßenlage zu verbessern. Der Heckbereich der Karosserie mit seinen abgerundeten hinteren Seitenscheiben und dem schrägen Abschluss vollenden bei dem Viertürer die coupéhafte Linie. Die Anstrengungen der Designer sollen sich auch günstig auf den Verbrauch auswirken. Mit einem cW-Wert von jetzt 0,30 gehört der fünfsitzige Kompaktwagen zu den besten in seiner Klasse.

Den hochwertigen Verarbeitungsstandard aus dem Karosseriebereich setzen die Koreaner auch im Innenraum fort. Dorthin dringen zudem keinerlei Geräusche von Reifen, Fahrwerk oder Fahrtwind vor. Das Armaturenbrett ist übersichtlich und klar gegliedert. Alle Instrumente und Schalter sind logisch angeordnet. Nur die Vielfalt der Bedienmöglichkeiten am Lenkrad lassen den Volant überfrachtet wirken. Da braucht der Ceed-Novize eine längere Eingewöhnungszeit, bis er alles Intuitiv bedienen kann. Die Sitze lassen sich für alle Körpergrößen gut verstellen, bieten aber nur eine mäßige Seitenführung.

Im Fahrbetrieb erweist sich das 1.6-Liter-Triebwerk mit immerhin 135 PS als nicht sonderlich agil. Es fordert immerzu nach hohen Drehzahlen, um für richtigen Vorschub zu sorgen. Unterhalb von 4 500 Umdrehungen tut sich fast gar nichts. Darüber wird der Direkteinspritzer dann unangenehm laut. Eine harmonische Antriebsquelle fühlt sich anders an. Als Höchstgeschwindigkeit geben die Koreaner 195 km/h an und den Spurt auf 100 km/h soll der Viertürer in 10,8 Sekunden bewältigen.

Auch das von Kia mit einem deutschen Hersteller entwickelte Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen erweist sich in der Praxis noch nicht als der Weisheit letzter Schluss. Unter Teillast schaltet es im Automatikmodus fast gar nicht runter und beim kräftigen Tritt aufs Gaspedal ist deutlich zu hören und spüren, wie das automatisierte Getriebe den richtigen Anschluss sucht. Dies benötigt zudem seine Zeit. Wenn der Fahrer dagegen über die Hebel am Lenkrad die Wechsel der Gangstufen dirigiert, vollziehen sie sich wesentlich schneller und harmonischer. Hier sollten die Koreaner einmal bei VW schauen geh'n. VW-Chef Winterkorn würde sich bestimmt darüber freuen, wenn seine Kollegen aus Korea bei Volkswagen Vorbildliches finden. Auf kurvigem Geläuf fällt auf, dass die Lenkung im 1.6 GDI direkt und harmonisch arbeitet. In der von uns zudem gefahrenen kleinen 1.4-Variante wirkt die Lenkung dagegen teigig und vermittelt nur wenig Gefühl zur Fahrbahn. Beim Fahrwerk setzen die Koreaner auf Komfort. In schnellen Kurven kommt der Ceed weit aus den Federn, bügelt dafür aber alle Unebenheiten meisterlich weg.

Grundsätzlich ist der Ceed aber auch nicht als sportliches Gefährt gedacht, sondern als kompaktes Automobil, dessen Augenmerk auf Komfort und Familie ausgerichtet ist. Dies spiegelt sich auch im von Kia angegebenen Verbrauch wider. Mit 6,1 Liter pro 100 Kilometer soll das Kompaktmobil einen durchaus akzeptablen Wert erzielen.

Vier Ausstattungslinien stehen für den Kia Ceed bereit und schon die Basisvariante "Attract" liefert wenig Gründe für Beschwerden. Hier gibt es zudem viele Möglichkeiten und Extras, damit sich der Käufer sein individuell auf sich abgestimmtes Modell problemlos zusammenstellen kann. Bei den Preisen lassen die Koreaner die Katze noch nicht aus dem Sack. Das Einstiegsmodell mit 1,4 Litern Hubraum als GDI soll zwischen 14 500 Euro und 15 000 Euro liegen. Der von uns für den Fahrbericht gefahrene 1,6-Liter-Direkteinspritzer mit Doppelkupplungsgetriebe um die 20 000 Euro. Damit bieten die Koreaner in Sachen Preis weiterhin einen Vorteil gegenüber dem erklärten Konkurrenten VW Golf. Auch wenn die Asiaten bei Komfort und Wertigkeit aufgeholt haben, haben sie in Sachen Technik gegenüber den Wolfsburgern noch Nachholbedarf.

Jürgen Schramek/mid

Fahrbericht Bewertung
Plus: modernes Design, hohes Ausstattungsniveau, guter Komfort

Minus: lauter, durchzugsschwacher Motor, unharmonisches Getriebe, überfrachtetes Lenkrad


Inhalt: Fahrbericht Kia Ceed 1.6 GDI DCT
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