Mazda 5

Fahrbericht Mazda5
Für Großfamilien geeignet

Auto-xxl — Fahrbericht vom 13.10.2011
Wer eine große Familie hat, der weiss ein Fahrzeug mit variablem Sitzsystem zu schätzen. Der überarbeitete Mazda5 bietet viel in dieser Beziehung, zumindest deutlich mehr als sein Vorgänger.


Der Japaner ist alles andere als kleinwüchsig, sondern so etwas wie der Goliath in der Klasse der sogenannten "Kompakt-Vans". Mit einer Gesamtlänge von 4,59 Meter übertrifft er sogar die siebensitzige "Grand C-Max" getaufte Langversion des Wettbewerbers Ford um sieben Zentimeter. Mit seinen schwingenförmig in die Kotflügel eingelassenen Scheinwerferaugen, den weit ausgestellten Radläufen und seinem weitaufgerissenen Kühlermaul mit wabenförmigen Lufteinlässen versprüht der asiatische Van optisch auf Anhieb viel Tatendrang, was bei einer Ausfahrt mit Kind und Kegel zu überprüfen wäre.

Den Zustieg zum Famlientransporter erleichtern beidseitig angebrachte Schiebetüren. Sie sorgen auch in engen Parklücken dafür, dass ungestüm die Türen öffnende Kinderhände keine unliebsamen Andenken im "heiligen Blechle" hinterlassen. In der Topausstattungslinie lassen sich diese sogar per Knopfdruck elektrisch öffnen. Dank der ab der mittleren Ausstattungslinie serienmäßig an Bord befindlichen dritten Sitzreihe können im Mazda5 auch komplette Großfamilien auf Reisen gehen.

Auch beim Anschnallen des Nachwuchs leisten die auch manuell einfach zu öffnenden Schiebetüren gute Dienste. Einmal an Bord findet sich keine Spur von Holzklasse. Stattdessen lassen sich die Passagiere in bequeme Polster plumpsen. Zumindest auf den vorderen beiden Sitzreihen ist ausreichend Beinfreiheit vorhanden, wobei der Mittelplatz der zweiten Sitzreihe ähnlich wie im Ferienflieger allenfalls Kindern oder schmalschultrigen Zeitgenossen zu empfehlen ist. Auf den hinteren Plätzen haben wie bei allen Vans üblich nur Kinder ausreichend Platz zum Sitzen. Klappt man die "Notzsitze" flach, entsteht eine ebene Ladefläche mit 857 Liter Stauraum. Ist das Gepäck verstaut und der Nachwuchs per Sicherheitsgurt "vertaut", kann die Reise beginnen.

Das 1,8-Liter-Vierzylinderbeziner-Triebwerk geht mit 85 kW/115 PS solide zu Werke, ohne dabei zu überschäumenden Temperamentsausbrüchen zu neigen. Das maximale Drehmoment von 165 Nm liegt bei 4 000 U/min an. Das klingt auf dem Papier wenig antriebsstark, reicht aber im Alltagsbetrieb völlig aus, um den Japaner auf Reisegeschwindigkeit zu bringen. In 12,8 Sekunden erreicht die Tachonadel aus dem Stand die 100 km/h-Marke.

Im Cockpit des "Familienbombers" findet man sich auch als Neuling auf Anhieb gut zu Recht. Das digitale Hilfsdisplay über der Mittelkonsole ist auf das Wesentliche konzentriert, die in Höhlen liegenden Instrumente sind auch bei schräg einfallender Herbstsonne gut ablesbar. Der Schaltknauf ist fast transportertypisch hoch gelegen und somit immer in Reichweite. Die Lenkung hingegen ist spürbar darauf ausgelegt, gar nicht erst Nutzfahrzeug-Gefühle aufkommen zu lassen. Sie arbeitet sehr direkt, bisweilen etwas übermotiviert. Bei extremen Lenkmanövern eine Spur zu hauruckartig folgen die Räder dem Lenkimpuls des Fahrers. Mit so viel Direktheit kann das auf Komfort getrimmte Fahrwerk nicht immer mithalten. Dafür trägt es die Passagiere aber mit sänftenhafter Gelassenheit über Querrillen und Schlaglöcher. Nur die mitunter etwas hakelig ausfallenden Gangwechsel des manuellen Sechsganggetriebes stören hier und da die sich alsbald einstellende Harmonie an Bord.

Turbulenzen durch in Kurven auftretenden Wank- und Nickbewegungen, die Vans bauartbedingt durch ihren hohen Schwerpunkt aufweisen, sind auch bei Vollbeladung nicht zu spüren. So schnell lässt sich der Japaner nicht aus der Bahn bringen, sondern zieht souverän seine Kreise. Nur beim Rangieren verlangt der lange Radstand von 2,75 Metern dem Fahrer einiges an Handarbeit ab.

Aus Kurven kommt der Japaner zackig, zum zügigen Herausbeschleunigen braucht er aber ordentlich viel Drehzahl. Wermutstropfen an der hochtourigen Fahrweise: Wenn man den Asia-Van auf Langstreckenfahrten und verwaisten Autobahnen so richtig "tritt" und nahe der Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h bewegt, vergisst er kurzzeitig seine guten Manieren. Dann mutiert der sonst so solide Japaner zum Schluckspecht, der sich locker neun Liter Super und mehr auf 100 Kilometern "hinter die Binde" kippt.

Aber der Mazda ist ja auch zum Reisen und nicht zum Rasen gedacht. Für viel Komfort auf dem Familienausflug sorgt in der gefahrenen Ausstattungsvariante "Center-Line" eine üppige Serienausstattung, die unter anderem Lendenwirbelstütze für den Fahrer, bewegliche Armlehnen auch für die zweite Reihe und viele Ablagemöglichekeiten beinhaltet. Ausklappbare Tabletts mit Getränkehaltern vermitteln zusätzlich Flugzeug-Feeling. Abgedunkelte Heck- und Seitenscheiben schützen die Mitreisenden zudem vor neugierigen Blicken.

Auf Langstreckenfahrten weiß die gute Geräuschdämpfung zu gefallen, wodurch das Fahren im "spacig" gestalteten Siebensitzer fast schon zum geräuschlosen Gleitflug wird. Wird die Stille irgendwann doch durch aufmüpfige Kommentare mitreisender Teenager unterbrochen, lässt sich durch Einstöpseln des MP3-Players in den "Aux"-Eingang am Fuße der Mittelkonsole für entspannte Begleitmusik sorgen. Das dazugehörige Abspielgerät findet im leicht schräg verbauten Stauschacht unterhalb der Schaltkonsole ein rutschfreies Plätzchen.

In der ab 22 790 Euro kostenden Ausstattungsvariante sind serienmäßig Klimaautomatik und der gut erreichbare Kippschaltern für die Sitzheizung enthalten. Die akustische Einparkhilfe kostet 960 Euro Aufpreis. Sie tragen ihr Übriges zum entspanntem Cruisen bei. Am Ziel angekommen, haben die Passagiere nicht viel Spektakuläres zu berichten, aber auch wenig Grund zum Klagen - auch nicht auf den hinteren Plätzen, die die Kinder beherbergen, was bei Familienausflügen aller Art ein klares Erfolgssignal ist. Markus Henrichs/mid

Bewertung:
Plus: praktisches Türkonzept, umfangreiche Komfortausstattung, gute Geräuschdämmung
Minus: verbrauchsfreudig bei hoher Geschwindigkeit, schwer zu rangieren


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