Mini Clubman Cooper (2010)

Fahrbericht MINI Cooper Clubman
In der Zukunft angekommen

Auto-xxl — Fahrbericht vom 02.09.2010
In den letzten 10 Jahren hat der Mini eine rasant Entwicklung erlebt. Nicht nur, dass der alte Mini wiederbelebt wurde, natürlich mit ein paar Anpassungen an die Gegenwart, er bekam auch noch einige Geschwister, die Schwung in die Modellpalette bringen.


Das gab dem MINI-Kult, jener ausgesprochen freundlichen Zuneigung, die dem Auto weltweit zuteil wird, fortlaufend neue Impulse; erst durch das MINI Cabrio, dann durch den MINI Clubman und dieser Tage nun durch den MINI Countryman (ein Crossover, der sich auch als Allradler ordern lässt). Stets gesellte sich dazu die besonders potente motorsportlich ausgerichtete Ausgabe John Cooper Works. Dass die Modelle generell als "One", "Cooper S" und "Cooper D" (Diesel) unterschiedlich motorisiert daherkommen, macht die Wahl nicht leichter.

Letztlich muss sich jeder MINI-Freak irgendwie entscheiden. Für die Wahl des Testwagens sprach der Kombi-Nutzwert eines MINI Cooper Clubman. Der Cooper-Variante ist grundsätzlich ein Vierzylinder-Benziner mit 90 kW (122 PS) Leistung zugeordnet. Zum Vergleich: Einem MINI One Clubman werden lediglich 72 kW (98 PS) zugebilligt, einem MINI Cooper S Clubman hingegen 135 kW (184 PS) und einem MINI Cooper D Clubman 80 kW (110 PS).

Das sechsgängige Handschaltgetriebe, knackig-exakt zu bedienen, schafft eine der Voraussetzungen für einen ökonomischen Umgang mit dem 90-kW-Treibsatz. Noch im großen Gang kullert das Auto willig mit Tempo 60 dahin. Fordern Fahrwiderstände mehr Drehmoment, muss die Kurbelwelle gekitzelt werden. Erst 4.000 U/min bescheren als maximales Drehmoment 160 Newtonmeter. Das Temperament, das man von einem so kessen Typ wie dem MINI irgendwie erwartet, erwacht etwa ab 3.000 U/min. Soll der Clubmann losstürmen wie Nachbars Katze, wenn sie Mäuse wittert, ist der Kraftspender auf Touren zu bringen. Wer es generell flotter mag, drückt den winzigen Sport Button links vor dem Schalthebel. Danach nimmt Motor nimmt williger Gas an, und auch die Lenkung reagiert wohl etwas direkter. Wunder vollbringt der Druck auf den Sport-Knopf nicht.

Temperament kostet Kraftstoff. Nur wer keinen ausgesprochen sportlichen Fahrstil pflegt, findet die "amtlichen" NEFZ-Verbrauchswerte annähernd bestätigt (7, 4,7, 5,5 Liter; innerorts, außerorts, kombiniert). Diese Zahlen spiegeln nicht zuletzt wider, welches Sparpotenzial sich mit Start-Stopp-System, Rekuperation und Schaltpunktempfehlung erreichen lässt.

Auf Tempo 100 lässt sich in 9,1 Sekunden kommen. Bei etwas mehr als 190 km/h verlässt einen Cooper Clubman die Lust am Schnellsein. Höhere Autobahngeschwindigkeiten bescheren den Insassen Windgeräusche, die der kantigen Kontur der Karosserie geschuldet sein dürften. Ein "Rennkombi" will das Auto ja nicht sein. Es orientiert sich anders. Zunächst wurde trotz Längenzuwachs (+24 cm) und Kombiheck dafür gesorgt, dass die MINI-typischen knappen Karosserieüberhänge erhalten blieben. Dem diente die Vergrößerung des Radstandes um acht Zentimeter.

Das Schöne: Nicht geopfert wurden der Orientierung auf mehr Nutzwert die allseits geschätzten Fahreigenschaften eines MINI mit den oft gelobten Go-Kart-Genen, auch wenn von der Streckung eines Fahrzeugs natürlich nicht erwartet werden kann, dass sie wendiger macht. Gewinnen ließ das Konzept über eine zweiflüglige Hecktür ("Splitdoor") dank einer ausgefallenen Scharnieridee sehr gut zugänglichen Gepäckraum, dessen Volumen von schlichten 260 auf 930 Liter wachsen kann, wenn die Fondsitzlehnen weggeklappt werden. Und: Im Clubman gibt es mehr Beinfreiheit für die Fondpassagiere, die dank der originellen schmalen Fondtür namens "Clubdoor" auf der rechten Fahrzeugseite auch bequemer ein- und aussteigen können. "Clubdoor" und Beifahrertür, die gegenläufig öffnen, erweisen sich als freundliche Einladung zum Einsteigen, eine großherzige Geste dieses witzigen "Seiteneinsteigers", die überrascht und imponiert. Dass alles von rechts, also auf der vom Verkehr abgewandten Seite geschieht, lernt vor allem schätzen, wer Kinder oder Ältere ein- oder aussteigen lassen will. Im MINI-Prospekt wird das Entgegenkommen per "Clubdoor" als Komforteinstieg definiert. Dem könnte man voll zustimmen, wäre im unteren Einstiegsbereich nicht die Ruheposition des Sicherheitsgurts im Wege, dessen Aufrollautomatik in der "Clubdoor" untergebracht wurde. Stolpergefahr!

Die Design-Elemente des Cockpits und auch der übrigen Innenraumgestaltung sprechen für konsequent verfolgten Stil. Jedes Detail ist völlig anders gestylt als bei Pkws allgemein üblich. Das Interieur darf den Anspruch erheben, einmalig zu sein, ganz MINI eben. Rund, mindestens aber oval muss sein, was zum Designstil eines MINI passen will. Und genau auf diesen sehr eigenwilligen Gestaltungsstil gründet sich entweder spontane Sympathie für dieses Auto, leidenschaftliche Hingabe gar oder aber schroffe Ablehnung mit dem Vorwurf unangebrachter Verspieltheit, die der Übersicht und Information nicht dienen könne. Vorurteile!

Ein MINI polarisiert. Man mag ihn sehr oder überhaupt nicht. Dass er sich weltweit größter Beliebtheit erfreut, gibt seinen Fans recht, spricht fürs Konzept und den Reiz außergewöhnlicher Designelemente. Die Hebelchen é la Puppenstube, übliche Bedientasten verdrängend, sind einfach nur gewöhnungsbedürftig. Der riesige Rundtacho in Cockpit-Mitte samt integriertem Radiodisplay ist die auffälligste Besonderheit, deren Vorzüge sich allerdings nicht so recht erschließen wollen. Immerhin haben im mächtigen Tacho auch Kontroll- und Warnleuchten Platz gefunden. Ins zweite, allerdings weit kleinere Rundinstrument, den Drehzahlmesser, wurden Außentemperaturanzeige, Kilometer- und Tageskilometerzähler, Uhr und Schaltpunktanzeige integriert. Die Anzeigen liegen genau in der Blickachse des Fahrers.

Insgesamt gibt es viel Ungewohntes, mit dem sich ein Fahrer als MINI-Neuling auseinanderzusetzen hat. Doch mehrstündiger Umgang mit dem Testwagen ließ erkennen, dass man sich bald einer grundsätzlichen Einsicht nähert: An MINI-Eigenheiten kann man sich erstaunlich schnell gewöhnen und sie mögen. Offensichtlich geht vor allem vom Anderssein eines MINI seine Begehrlichkeit aus. Ein MINI Cooper Clubmann wirbt freilich auch mit ganz grundsätzlichen Eigenschaften wie Gediegenheit, Komfort und Eleganz. Das Auto erfüllt hohe Ansprüche, sein Innenleben verdient ein ehrenwertes Prädikat: edel.

Und da ist noch was: der Fahrspaß. Auch am Lenkrad eines MINI Cooper Clubman kommt spontan das Gefühl auf, in einem Gokart zu sitzen; einem ausgesprochen komfortablen allerdings. Das Auto lechzt danach, sich mit kurvigen Landstraßen anzulegen. Sein dynamisches Fahrwerk zeigt sich straff genug, einerseits zulässige Zuladung zu verkraften und andererseits Fliehkräften, die bei zügiger Fahrt mit raschen Richtungswechseln über die Karosserie herfallen, Paroli zu bieten. Spielerisch leicht und direkt reagiert die Lenkung, und die Bremsen lassen spüren, dass stets Reserven bleiben. Der Unterbau wird auch mit Straßen dritter Klasse fertig, ohne dass solche Zumutungen fürs Fahrwerk irgendwelche Nebengeräusche im Auto bescheren. Der Testwagen erinnerte öfter daran, dass ein MINI aus gutem Hause stammt.

Angesichts der gediegenen Verarbeitung aller Details und der originellen Designelemente, die am edlen Gesamteindruck eines MINI Cooper Clubman teilhaben, dürfte es eher selten passieren, dass jemand schlechthin von einem "Kombi" spricht. Jedenfalls legen es Auftritt und Tugenden dieses Autos darauf an, den nüchternen Kombi-Begriff gründlich zu verwischen. (ar)


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