Seat Alhambra 2.0 TSI

Fahrbericht Seat Alhambra Van
Verkanntes spanisches Talent

Auto-xxl — Fahrbericht vom 03.02.2012
Der Seat Alhambra ist der spanische Bruder des Sharan, denn die beiden Großraumlinousinen sind baugleich. Allerdings bringt der Spanier einen Preisvorteil von 3 000 Euro mit, um so verwunderlicher, dass er hierzulande nicht als anerkannte Größe auftritt.


Wir haben den Seat Alhambra in der Spitzenversion als 2.0 TSI mit 147 kW/200 PS und Doppelkupplungsgetriebe getestet. In der Ausstattungsversion "Style" kostet der geräumige Spanier ab 35 000 Euro. Damit ist er rund 3 000 Euro günstiger als ein ebenso motorisierter VW Sharan in ähnlicher Ausstattung. Diese Vorgabe hat die mediterrane Konzerntochter also erfüllt. Bleiben noch die schwarzen Zahlen. Die kommen über den Verkauf zustande und da ist es entscheidend, was das Fahrzeug kann und bietet.

Unter der 4,8 Meter langen, 1,9 Meter breiten und 1,7 Meter hohen Karosserie des Alhambra verbirgt sich modernste Technik aus dem VW Konzern. Der Zweiliter-Motor kombiniert die derzeit aktuellen Technologien von Direkteinspritzung und Turboaufladung. So ausgestattet, beschleunigt der leistungsstärkste Alhambra in 8,3 Sekunden auf 100 km/h und erlaubt ein maximales Reisetempo von 212 km/h. Im Innenraum mit Platz für Sieben herrscht selbst bei hohen Geschwindigkeiten ein angenehmer Geräuschpegel. Geklappere oder Windgeräusche bleiben draußen vor. Das werksseitige Versprechen, dass sich der Van im Schnitt mit 8,4 Liter Superbenzin begnügen soll, kann der Van jedoch nicht einlösen. Mit einem durchschnittlichen Konsum von 9,7 Litern pro 100 Kilometer hat sich unser Alhambra als wesentlich schluckfreudig erwiesen. Bei flotter Fahrweise sind Verbräuche über zwölf Liter keine Seltenheit.

Außer an der Tankstelle kommt mit dem geräumigen Südländer im Alltag jedoch überwiegend Freude auf. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe wechselt sanft seine Fahrstufen, die Bremsen greifen bei Bedarf kraftvoll und zuverlässig zu, und das Fahrwerk schluckt Unebenheiten der Fahrbahn ohne Probleme; trotz seiner sportlichen Auslegung. Selbst die Mitfahrer auf der optional erhältlichen zweiten Rückbank erreichen entspannt und ohne Symptome von Seekrankheit den Zielort. Die Lenkung mit dem griffigen Multifunktionslenkrad arbeitet direkt und leichtgängig. Darum lässt sich der spanische Van auch gut und exakt selbst über kurvenreiche Landstraßen steuern. Doch in engen Kehren neigt sich, trotz des sportlich ausgerichteten Fahrwerks, naturgemäß die Karosserie mit dem hohen Schwerpunkt etwas zur Seite, der deutlich untersteuernd ausgelegte Fronttriebler ist aber unter allen Umständen gut und sicher beherrschbar.

In der Stadt gestaltet sich der Umgang mit dem Alhambra etwas anstrengender. Besonders Einparkaktionen, die auf Grund der für einen Spanier unüblichen üppigen Körpermaße selten ohne längere Suche zum Ziel führen, gestalten sich etwas mühseliger. Wirklich präzise lassen sich vom Fahrersitz die Abmessungen der Karosserie nicht abschätzen. Schön, dass die Rückfahrkamera beim Topmodell serienmäßig vorhanden ist. Sie erleichtert das Rangieren erheblich.

Für die Insassen auf den Frontsitzen bietet Seat gut geformtes und vielseitig verstellbares Gestühl. Der Fahrer findet zudem einen Armaturenträger mit übersichtlichen Anzeigen und logisch sortierten Bedienelementen vor. Ergonomisch passt alles, wenn auch die Aufsitzflächen etwas länger sein könnte. Den Zugang in das geräumige hintere Passagierabteil gibt der Fronttriebler per Knopfdruck frei. Auf beiden Fahrzeugseiten rutschen die Schiebetüren dann automatisch nach hinten. Dies ist ausgesprochen praktisch, weil platzsparend. Selbst in engen Parklücken entsteigen die Hinterbänkler wesentlich entspannter der Großraumlimousine als die Frontinsassen. Diesen elektrischen Komfort-Gimmick muss der Kunde allerdings auch mit 990 Euro extra bezahlen.

Wer sich für einen Seat Alhambra entscheidet, muss dafür keinerlei Abstriche im Vergleich zum Konzernbruder VW Sharan in Kauf nehmen. Der Käufer bekommt die identische Technik, die gleiche Ausstattung, das auf den Millimeter übereinstimmende Platzangebot und inzwischen auch die kongruente Verarbeitungsqualität für sein Geld. Und davon muss der Alhambra-Kunde deutlich weniger als bei VW bezahlen. Es gibt somit objektiv keinen Grund, den VW Sharan dem Seat vorzuziehen. Trotz des Preisvorteils von rund 3 000 Euro bei der getesteten Version sieht das die Zielgruppe noch immer anders und vertraut unverständlicherweise Weise mehr auf das Wolfsburger Emblem in der Motorhaube, als auf das rote "S" der Spanier zu bauen.

Bewertung:
Plus: Viel Platz, viel Komfort und Agilität, günstiger Anschaffungspreis in der Fahrzeugklasse
Minus: Unter dem Strich hoher Testverbrauch, wegen der Abmesssungen unhandlich in der Stadt


Inhalt: Fahrbericht Seat Alhambra Van
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