Skoda Octavia 1,9 TDI-PD

Fahrbericht Skoda Octavia
Symbol des Wandels

Auto-xxl — Fahrbericht vom 24.03.2004
Seit Skoda zur großen Mutter Volkswagen gehört, profitieren die Tschechen vom kontinuierlichen Transfer von Technik, Design, Qualitätsdenken und Image. Lange vorbei sind die sind die Zeiten, da Skoda synonym für Fahrzeuge aus der Fertigung des real existierenden tschechischen Variante des Sozialismus stand. Als Symbol dieses Wandels begreift Skoda den Octavia, dessen zweite Generation im Juni zu Preisen ab 14 490 Euro auf den deutschen Markt kommt.


Die Kunden honorieren den Wechsel. 165 000 Octavia hat Skoda im vergangenen Jahr insgesamt verkauft, und im Februar lief der millionste Octavia vom Band in Mlada Boleslav. In Deutschland belegt Skoda inzwischen Platz 10 bei den Zulassungen.

Design-Transfer - ja, ganz offensichtlich findet auch Design-Transfer statt. Und zwar in einer Weise, die den Octavia inzwischen frischer und mutiger ausschauen lässt als die Stallgenossen aus dem Wolfsburger Stammhaus. Da ist von sozialistischem Barock aber auch gar nichts mehr übrig geblieben. Der Octavia ist ein technisch hochwertiges Automobil, das mit attraktiver Linienführung, exzellenter Verarbeitung, ansehnlicher Ausstattung und einer riesigen Heckklappe erfreut. Dahinter steckt der Nutzwert des Fahrzeugs, der per definitionem dem Laderaum innewohnt, der sich durch zahlreiche clevere Ablagemöglichkeiten auszeichnet, und dessen Volumen um 36 auf 560 l wuchs. Bei um geklappter Sitzbank stehen sogar 1350 l Ladevolumen zur Verfügung. Insgesamt darf der Octavia 660 Kilogramm zuladen. Damit auch kleine Fahrer die Ladeluke problemlos wieder schließen können, hat sie eine lange Griffschlaufe. Wem das an Nutzwert noch nicht reicht, der sei an die Qualitäten als Zugpferd verwiesen: Eine Anhängelast von maximal 1400 Kilogramm (gebremst) darf der agile Tscheche an den Haken nehmen.

Sechs Motoren, die allesamt aus den VW-Regalen stammen, stehen für den Octavia zur Auswahl: vier Benzinmotoren, davon zwei mit Direkteinspritzung, sowie zwei Pumpe-Düse-Dieselmotoren (TDI-PD). Die Leistungsbreite reicht vom 1,4 mit 55 kW/75 PS über 1,6 mit 75 kW/102 PS, 1,6 FSI mit 85 kW/116 PS, 2.0 FSI mit 110 kW/150 PS zu den Dieseln 1,9 TDI-PD mit 77 kW/105 PS sowie dem erst für Ende des Jahres folgenden 2.0 TDI-PD mit 110 kW/150 PS. Alle Benzinmotoren unterbieten die scharfen Anforderungen von Euro-4, die Dieselmotoren erfüllen Euro-3, sollen aber 2006 auch Euro-4 schaffen. Einen Partikelfilter hat Skoda nicht im Angebot. Dr. Harald Ludanek, l Technische Entwicklung bei Skoda, sieht das ganz entspannt: "Wir beobachten den Markt, und wenn die die Wünsche nach einem Partikelfilter kommen, dann werden wir sie erfüllen".

Der 77kW/105-PS-Diesel bringt genügend Leistung an die Vorderräder, um den Octavia zügig und spritzig vorwärts zu treiben. Der Vierzylinder entwickelt sein maximales Drehmoment von 250 Nm schon früh bei 1.900/min, und das verheißt kraftvolles Durchzugsvermögen. In der Tat enttäuscht der Octavia die Erwartungen nicht. In11,8 Sekunden beschleunigt er aus dem Stand auf 100 km/h und erreicht 192 km/h Höchstgeschwindigkeit. Außerdem erweist er sich als äußert genügsamer Trinker und bescheidet sich mit glatten 5,0 l Diesel pro 100 Kilometer. Doch damit wir vor lauter Begeisterung das Prinzip "Diesel" nicht vergessen, untermalt seine morgendliche Arbeitsaufnahme mit einer bemerkenswerten Geräuschkulisse. Auch im Leerlauf dringt die typische Akustik seines Antriebsprinzips unüberhörbar ins Ohr, doch sobald er Betriebstemperatur erreicht hat, kann er auch das Ohr überzeugen. Dann muss man schon sehr genau hinhören, will man ihn noch als Diesel identifizieren, und dann begleitet er die Reisenden mit angenehm sonorem Sound.

Die Lenkung mit elektromechanischer Servounterstützung vermittelt guten Kontakt zur Straße und reagiert direkt und leichtgängig. Das überarbeitete Fahrwerk mit der weiterentwickelten McPherson-Vorderachse und einer neuen Vierlenker-Einzelradaufhängung hinten beflügelt die Fahrdynamik. So meistert der neue Octavia nicht nur alle fahrdynamischen Anforderungen locker und souverän, es macht auch noch richtig Spaß, ihm das schnelle Durchmessen von Kurven abzuverlangen.

Der Ausstattungsvarianten für den Octavia gibt es drei: Classic, Ambiente und Elegance. Alle Modelle haben serienmäßig Fahrer- und Beifahrerairbag, ABS, EBV (Elektronische Bremskraftverteilung), MBA (Mechanischer Bremsassistent), MSR (Motor-Schleppmoment-Regelung), ASR (Antriebs-Schlupf-Regelung). ESP gibt es nur optional ebenso wie TPM, das Tyre Pressure Monitoring-System, das den Reifendruck überwacht.

Auch der neue Skoda Octavia bewegt sich an der Grenze zwischen unterer Mittelklasse (A-Segment) und Mittelklasse (B-Segment), und so definieren sich seine Gegner vorwiegend über den Preis. Im Feld finden sich neben dem erklärten Hauptgegner Opel Astra auch der Vectra, Ford Focus und Mondeo, Renault Mégane und Peugeot 307. Die Preis-Wert-Relation - nach Skoda-Analysen der wichtigste Grund für den Erwerb eines Fahrzeugs der tschechischen VW-Tochter, stimmt. Der Basis-Skoda Octavia kostet 14 490 Euro. Da dürfte der definierte Hauptgegner in Rüsselsheim schauen: Das ist ein Preis, der dem Opel Astra auf der finanziellen Ebene der Krieg erklärt. Allerdings, und das ist auch den Skoda-Verantwortlichen klar, spielen auch noch ein paar andere, vor allem Image-Faktoren, auch in diesem preisfokussierten Segment eine Rolle. Ein Image wandelt sich nur langsam. Nachhaltig sogar nur sehr langsam.

Der neue Octavia ist die zweite Generation des tschechischen Wandelsymbols. Das ist derart erfolgreich, dass Skoda den aktuellen Octavia noch etwa zwei Jahre parallel produzieren wird. Ein Name und zwei Generationen Auto? Winfried Vahland, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes Kaufmännischer Bereich, rückt den Focus nach Osten: "Wir werden den derzeit noch aktuellen Octavia vorwiegend auf den östlichen Märkten anbieten." Und die befinden sich jenseits der EU-Grenzen nach der Osterweiterung. (ar)

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