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Ford Kuga
Selbstzündender Spätzünder

Auto-xxl — 10.04.2008
Jetzt also auch Ford: Als einer der letzten Automobilhersteller treten die Kölner in der boomenden Klasse der Sport Utility Vehicles (SUV) an. Mit dem neuen Kuga will das Unternehmen vor allem dynamische Akzente setzen, die sich vornehmlich in einer vergleichsweise agilen Fahrwerksabstimmung und einem sportlichen Design äußern.


Der Kuga kommt am 7. Juni mit Front- oder Allradantrieb zu Preisen ab 26 500 Euro auf den deutschen Markt.

Das Erspüren neuer Marktentwicklungen gehört eher nicht zu den Stärken von Ford. Den seit mehreren Jahren unübersehbaren und unvermindert anhaltenden Trend zum SUV hat das Unternehmen mindestens genauso verschlafen wie Volkswagen. Nun sind die Wolfsburger aber immerhin seit vergangenem Herbst mit dem Tiguan höchst erfolgreich in der SUV-Klasse unterwegs. Wobei die langen Lieferfristen für den Tiguan nun möglicherweise manch gefrusteten VW-Interessenten in die Schauräume der Ford-Händler treiben könnten.

Was sie dort finden, dürfte ihnen gefallen. Denn der neue Kuga - den der Hersteller lieber als "Allrad-Crossover" statt als SUV bezeichnet - gehört sicherlich zu den ansehnlicheren Vertretern der Spezies: Große Scheinwerfer, der trapezförmige untere Lufteinlass, Kanten und Knicke in der Seitenansicht und zur Mitte spitz zulaufende Rückleuchten verleihen dem hochbeinigen Fünftürer einen dynamischen und kraftvollen Auftritt. In manchen Details wie den Höckern auf der Motorhaube oder der zerklüfteten Heckpartie wirkt er allerdings etwas verspielt. Im Innenraum zeigt der Hersteller bei Materialauswahl und Verarbeitungsqualität jene Präzision, die schon an anderen jüngeren Ford-Modellen zu beobachten ist. Die Instrumentierung ist übersichtlich und sachlich, die Bedienung unkompliziert. Nur der serienmäßige, recht klein geratene Motorstartknopf prangt ein wenig verschämt auf der Mitte der wuchtigen Armaturentafel direkt unterhalb des Knopfs für die Warnblinkanlage.

Bei 4,44 Meter Länge, 2,69 Meter Radstand und 1,68 Meter Höhe bietet der Kuga vier erwachsenen Reisenden bequeme Platzverhältnisse auf Klassenstandard, ein fünfter Passagier dürfte sich auf dem mittleren Sitz im Fond auf Dauer etwas beengt fühlen. Die Rückbank lässt sich im Verhältnis 60 zu 40 umlegen; aus dem 360 l fassenden Kofferraum - ein Wert auf Golf-Niveau - wird so ein Gepäckabteil mit bis zu 1 355 l Fassungsvermögen. Unter dem Ladeboden findet sich ein weiteres Staufach mit 50 l Volumen, das die Alltagsqualitäten des SUV verbessert - ebenso wie die zweigeteilte und weit nach oben öffnende Heckklappe.
Einziger Antrieb für den Kuga ist ein 2,0-Liter-Dieselmotor mit 100 kW/136 PS Leistung und einem bei 2 000 U/min anliegenden maximalen Drehmoment von 320 Nm. In der Basisversion gibt der aus anderen Ford-Modellen bekannte, zusammen mit PSA entwickelte Vierzylinder-Diesel seine Kraft an die Vorderräder weiter, in der 2 000 Euro teureren Allradversion übernimmt eine Haldex-Kupplung vollautomatisch und ohne Eingreifmöglichkeit des Fahrers die Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Offroad-Ambitionen weist der Hersteller von sich: Kaum ein Kunde wolle sich tatsächlich ins Gelände wagen, im Lastenheft der Entwickler standen daher agile Fahreigenschaften auf der Straße. Immerhin 70 Prozent der Kuga-Käufer, so tippt Marketing-Chef Jürgen Stackmann, werden sich dennoch für den Allradantrieb entscheiden.

Der laufruhige Selbstzünder entpuppt sich in der Praxis als zugkräftiger, souveräner und kultivierter Antrieb, dem es für eine echte sportliche Fahrweise lediglich an der Breite des nutzbaren Drehzahlbandes fehlt. Dafür zeigt sich der Diesel vergleichsweise wirtschaftlich und verlangt durchschnittlich moderate 6,4 l Kraftstoff je 100 Kilometer. Anderen Motoren räumt Ford beim Kunden wenig Chancen ein. Zur Jahreswende 2008/2009 will der Hersteller dennoch den 2,5-Liter-Turbobenziner aus dem Focus ST nachlegen. Das Fahrwerk - von Focus und C-Max übernommen und auf die härteren Anforderungen eines SUV ausgelegt - gibt sich ausgewogen und folgt auch bei schneller Kurvenfahrt neutral und leicht beherrschbar den Befehlen des Fahrers, bietet dabei aber auch ein angenehmes Komfortniveau. Der Schalthebel des Sechsgang-Getriebes liegt griffgünstig zur Hand, die Schaltwege dürften jedoch kürzer und weniger hakelig ausfallen.

Neben der Wahl zwischen Front- und Allradantrieb bleibt dem Kunden nur die Entscheidung zwischen den Ausstattungen "Trend" und "Titanium". Das Sicherheitsniveau erfüllt mit ESP, Überrollschutz, Anhängerstabilisierung und sechs Airbags die gängigen Standards. Optional erhältlich ist unter anderem eine Rückfahrkamera. Rund 6 500 Einheiten des in Saarlouis produzierten Kuga will Ford in diesem Jahr in Deutschland noch absetzen, im nächsten Jahr rechnet der Hersteller mit 12 000 bis 15 000 Neuzulassungen. Michael Hoffmann/mid

Technische Daten Ford Kuga:
2,0-Liter-Dieselmotor, 100 kW/136 PS, max. Drehmoment 320 Nm bei 2 000 U/min, 0-100 km/h 10,6 Sek. (Allradversion 10,7 Sek.), Höchstgeschwindigkeit 182 km/h (180 km/h), Verbrauch 6,3 l/100 km (6,4 l), CO2-Ausstoß 165 g/km (169 g/km), Preis ab 26 500 Euro (ab 28 500 Euro).
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