Ford Ranger (2012)

Ford Ranger
Sind die Pickups die Boomfolger der SUVs?

Auto-xxl — Fahrbericht vom 28.03.2012
SUVs befinden sich zurzeit in einer Art Dauerboom, der jetzt auch auf Pickups übergreifen kann - unter anderem auf den Ford Ranger.

Ford und Pickups sind seit jeher eine erfolgreiche Kombination.


Mit der Baureihe F 150 verkaufen die Amerikaner auf ihrem heimischen Markt seit Jahren das mit Abstand erfolgreichste Modell. Weil sich die großen Autos mit der Pritsche und unverändert beliebten V8-Motoren kaum außerhalb der Vereinigten Staaten vermarkten lassen, hatte Ford ab 1982 mit dem Ranger einen kleinen Pickup ins Programm genommen, der mit robuster Konstruktion und genügsamen Antrieben vor allem die Transportbedürfnisse der dritten Welt und aufstrebenden Tigerstaaten in Asien befriedigen sollte. Für eingeschworene Fans mit Hang zu kleinen Lastern in der Alten Welt, organisierte Ford, wie auch die Mehrzahl der japanischen Hersteller, den Vertrieb solcher Pickups in Deutschland und Europa. Nun soll der neue Ranger mit breiter Brust und breiterem Angebot endlich auch größere Zielgruppen erschließen.

So lockt der Ford-Pickup mit Einzel- oder Doppelkabine vorne und offener Ladefläche hinten, mit dem Flair des Freizeit-Fahrzeugs, mit dem abenteuerlichen Hauch des Allesüberwinders oder mit dem Auftritt des Arbeitstiers. Dafür bietet der Ford Ranger immerhin 14 Versionen mit vier Ausstattungsstufen sowie die Wahl zwischen drei Diesel-Kraftpaketen mit Hinterachs- oder Allradantrieb und mit serienmäßigem Sechsgangschalt- oder optionalem Automatikgetriebe. Die Preise beginnen beim Ranger in "Karo-Einfach" mit knapp 25 000 Euro (zwei Türen und zwei Sitze, Hinterradantrieb) und 2,2-Liter-Vierzylinderdiesel (92 kW/125 PS) und führen bis zum Top-Ranger mit 3,2-Liter-V6-Diesel und 147 kW/200 PS sowie Allradantrieb für rund 41 000 Euro mit Automatikgetriebe. Dazwischen liegen fast unendliche Ausstattungsmöglichkeiten, die klar zum Ausdruck bringen möchten, dass Ford seinen Pickup nicht mehr nur der Handwerker-Bauern- und Jägerszene andienen, sondern ihn auch auf der Lifestyle-Linie vermarkten will.

Dennoch überwiegen die pragmatischen Eigenschaften aus der Sparte "allgemeine Nutzbarkeit": 3,35 Tonnen Anhängelast, bis zu fast 1,4 Tonnen Zuladung, 2,32 Meter Länge (bei der Doppelkabine 1,56 Meter) für die Ladefläche und 80 Zentimeter Wattiefe beim Queren von Bachläufen oder dem Bewältigen versumpfter Wiesen sprechen für die Eignung zum Lastenträger, auch in schwierigem Geläuf.

Hier sorgt der Dreh an einem auf der wuchtigen Mittelkonsole platzierten Schalter für den Wechsel vom 4x2 zum 4x4, und mit einem weiteren Dreh lässt sich die Antriebsuntersetzung aktivieren, die zusätzliche Zugkraft schon bei niedrigen Motordrehzahlen bietet. Die Motoren sind bei Ford schon geraume Zeit in Diensten, für die neue Generation des Ranger (wird in Südafrika gefertigt und ist nicht mehr baugleich mit dem Mazda Pickup) trimmte Ford sie auf besseren Durchzug und niedrigeren Verbrauch. Der 2,2-Liter-Vierzylinder mit 110 kW/150 PS Leistung begnügt sich nach Normmessung mit 8,6 Liter Diesel (vorher etwa zehn Liter), reagiert spontan auf Gaspedalbewegungen und ermöglicht auf der Autobahn eine ausreichend komfortable Marschgeschwindigkeit von 140 km/h.

In den Kriterien Sicherheit (Airbags, ABS und ESP, fünf Sterne beim NCAP-Crashtest als erster Pickup überhaupt) und Ausstattungskomfort sind die neuen Ford Ranger selbst höheren Ansprüchen gewachsen. Allerdings fordern Gewicht, Fahrverhalten und Dimensionen vom Fahrer gewisse Zugeständnisse. Immerhin bringt der Ranger zwischen 1,8 und 2,2 Tonnen Leergewicht auf die Straße und bei einer Länge von 5,27 bis 5,35 Meter ist die Parkplatzsuche vor dem Straßencafé kein Vergnügen. Aber die Servolenkung arbeitet angenehm direkt und auf der kurvigen Landstraße bemüht sich die Starrachse hinten erfolgreich um spurgetreuen Lauf und ruhiges Federungsverhalten. Allerdings legt auch der neue Ranger die für seine Bauform typischen Nickbewegungen um die Querachse auf Bodenwellen an den Tag und mitunter ergeben sich auf bösartigen Unebenheiten auch regelrechte kleinere Katapultbewegungen.

Die Verkaufszahlen für den Ford Ranger klettern seit Jahren nach oben; aber auf bislang beschaulichem Niveau. Ford meldet für den neuen Pickup bereits 1 700 Bestellungen in Deutschland, das mit 2 400 Einheiten bisher beste Verkaufsjahr 2011 für die Baureihe könnte 2012 so übertroffen werden. Noch ist der Pickup auf dem Boulevard exklusiver als die meisten Geländewagen. Und der Ranger-Auftritt ist immer begleitet von seiner rustikalen Eleganz vor dem Hintergrund seiner pragmatischen Eigenschaften. Daraus sollte sich doch wirklich ein Verkaufs-Boom entwickeln lassen: fünf Meter Auto gibt es kaum günstiger. Höchstens bei Isuzu. Dort ist der günstigste zweisitzige Pickup bereits ab rund 19 000 Euro wohlfeil.

Wolfgang Peters/mid


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