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Land Rover Defender
Zum Abschluss ein neuer Antrieb

Auto-xxl — 04.11.2011
Den Land Rover Defender gibt es schon lange, doch es neigt sich nun dem Ende zu. Die Produktion des Kultfahrzeugs wird nach fast 25 000 verkauften Exemplaren eingestellt.


Das Urgestein der britischen Autoindustrie geht nach 65 Jahren und dann über zwei Millionen gebauten Exemplaren wohlverdient in Rente. Vermutlich ist er gerade deshalb bei den Kunden beliebter denn je. Fast 25 000 Defender verkaufte Land Rover im vergangenen Jahr weltweit, weit mehr als prognostiziert. Und so wie es derzeit aussieht, dürfte diese Zahl 2011 übertroffen werden.

Doch ab nächstes Jahr gelten andere Spielregeln, zumindest auf dem für den Defender wichtigsten Markt Europa. Hier müssen auch leichte Nutzfahrzeuge - in diesem Segment fährt der Landy seit September 2010 - die Abgasvorschrift Euro 5 erfüllen. Mit dem Drehen an ein paar Stellschräubchen war es allerdings nicht getan. Es ging ans Eingemachte. Frei nach dem Motto "Opa kriegt ein neues Herz", spendierten die Produktplaner ihrem Defender gleich einen neuen Motor - den letzten in seinem Leben. Unter der Aluminiumhaube arbeitet anstelle des seit 2007 eingebauten 2,4-Liter-Vierzylinder-Diesels jetzt eine im Hubraum reduzierte Version mit 2,2 Litern. Zusätzlich steckt im Abgasstrang des Defender - erstmals überhaupt - ein Rußpartikelfilter. Trotz weniger Hubraum leistet der intern "Puma" genannte Selbstzünder (er stammt von Ford) aber weiterhin 122 PS und soll laut Baureihenchef Gary Taylor mit 360 Newtonmetern immer noch über das höchste Drehmoment seiner Klasse verfügen. "Zudem haben wir den Motor aufwendig Geräusch-isoliert", so Taylor.

Was auf dem Papier nach wenig klingen mag, in der Praxis fühlte sich ein Defender nie besser an. Der Downsizing-Diesel geht deutlich geschmeidiger zu Werke, nimmt kräftiger das Gas an und läuft insgesamt ruhiger als sein Vorgänger. So lassen sich jetzt auch längere Strecken halbwegs entspannt zurücklegen - wenn man denn eine gute Sitzposition hinter dem Lenkrad findet. Nur den Verbrauch konnten die Ingenieure nicht senken. Es bleibt bei einem Normwert von zehn Litern, was aber in Relation zu Gewicht und schlechter Aerodynamik durchaus in Ordnung geht.

Für den Landy-Fahrer dürfte der Durst seiner Allrad-Ikone eh nur eine Nebenrolle spielen. Denn meist wird dieses Auto ohnehin als Arbeitstier genutzt und bewegt sich von allen Geländewagen der Welt am häufigsten abseits der Straße. Was der Defender dort zu leisten vermag, grenzt nach wie vor an ein physikalisches Wunder. Selbst schwierigste Offroad-Passagen machen dem schrulligen Briten nichts aus. Mittels permanenten Allradantriebs und - wenn es sein muss - manuell zuschaltbarer Untersetzung sowie gesperrter Hinterachse kraxelt er Steigungen bis zu 45 Grad empor oder wühlt sich durch matschige wie ausgefurchte Waldwege, als wären diese der tägliche Weg ins Büro. Selbst bei Wasserdurchfahrten bis zu einem halben Meter Tiefe bleiben die Füße der Insassen trocken.

Für solche Fähigkeiten und seinen ehrlichen unverfälschten Auftritt lieben ihn seine Fans. Und stören sich nicht im geringsten daran, dass der Defender von neuen technischen Errungenschaften der Automobilindustrie bislang verschont geblieben ist - und bis zu seinem Ableben auch verschont bleiben wird. Im Gegenteil, wahre Landy-Freaks wollen und brauchen weder ESP, Gurtanlegewarner oder Parkpieper, noch elektronischen Hilfen wie Bergabfahr- und Berganfahrassistent, Rückfahrkamera oder Terrain-Response-Schalter. Nicht zuletzt deshalb beginnt der Einstieg in die Erlebniswelt des eigenwilligen Engländers bei nur 26 690 Euro. Michael Specht/mid