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Fahrbericht BMW R 1200 R
Mehr Leistung und Drehmoment im unteren Bereich

Auto-xxl — 02.09.2011
Endlich bietet BMW den unverkleideten Roadster mit dem neuen Vierventil-Boxermotor an. Nach dem Vorbild der Schwestermodelle bekommt die R 1200 R nun auch zwei obenliegende Nockenwellen pro Zylinder, was für mehr Leistung und Drehmoment in den niedrigeren Drehzahlbereichen sorgt.


Der breite Lenker und die aufrechte Sitzposition hinter dem Tank vermitteln ein angenehmes, sicheres Gefühl für das Motorrad. Das Instrumentarium besteht nur aus dem Wesentlichen, und mehr als ein nüchternes und zweckmäßiges Arrangement erwartet man von diesem Typ Motorrad auch nicht. Die Emotionen kommen dann ganz von alleine, sobald die R 1200 R erst einmal zum Leben erweckt wird.

Bauarttypisch schüttelt sich der Boxer kurz nach dem Start noch ein wenig, doch schnell geht die BMW ab, sobald man am Gasgriff die entsprechenden Befehle gibt. Der 81 kW/110 PS starke Zweizylinder dreht willig hoch und bringt das 223 Kilogramm schwere Motorrad erstaunlich flugs auf Trab. Das maximale Drehmoment von stattlichen 119 Nm liegt bereits bei 6000 U/min an, also muss man keine Drehzahlorgien veranstalten und auch die sechs Gänge nicht permanent wechseln, um zügig unterwegs zu sein. Bei knapp 8000 U/min regelt der Begrenzer dann endgültig ab. Das ergibt auf der Autobahn im sechsten Gang ein Maximaltempo von 220 km/h, das man auf der unverkleideten BMW erstaunlich ruhig erreichen und durchaus eine ganze Weile halten kann.

Das wahre Leben spielt sich mit der R 1200 R aber auf Straßen jenseits der Autobahn ab. Natürlich macht auf der Roadster auch die Fahrt im Bummeltempo Spaß, aber weil sie so leicht in jede Kurve fällt, so sauber ihre Linien zieht, dabei kein bisschen nervös wirkt und den Piloten mit keinerlei unerwünschten Reaktionen überrascht, ist man doch schnell mal zügiger unterwegs als vielleicht geplant. Die Roadster wirkt gerade auf diesem Terrain deutlich leichter als die knapp viereinhalb Zentner, die sie tatsächlich auf die Waage bringt. Wer dann noch die elektronische Fahrwerkseinstellung ESA (Aufpreis 680 Euro) an Bord hat und das Programm "Sport" wählt, muss sich sehr beherrschen, um nicht das Flensburger Punktekonto zu belasten. Dass die Bremsen exzellent und souverän verzögern, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, ebenso dass für das ABS 1080 Euro zusätzlich fällig werden.

Die insgesamt recht flotte Fahrweise hatte natürlich entsprechende Auswirkungen auf den Spritkonsum: Wir ermittelten einen Durchschnittsverbrauch von 6,1 Litern auf 100 Kilometer, so dass spätestens nach knapp 300 Kilometern der Tank wieder gefüllt werden musste. Die BMW kann aber auch anders: Auf einer gemütlichen Runde, auf der dennoch der Fahrspaß nicht zu kurz kommt, notierten wir einen Verbrauch von 4,4 Litern auf 100 Kilometer. Ob langsam oder schnell: Das Tanken selbst wird zu einer sportlichen Angelegenheit, denn die Öffnung des 18-Liter-Spritbehälters liegt luftige 109 Zentimeter über dem Boden.

Insgesamt erweist sich die BMW R 1200 R als ein überraschend vielseitiges Motorrad, das viel mehr Emotionen hervorruft, als man möglicherweise auf den ersten Blick erwartet hat. So betrachtet ist der Grundpreis von 11 740 Euro, zu dem sich bei der von uns gefahrenen Version noch das 700 Euro teure Safety-Paket mit ABS und Stabilitätskontrolle und das Touring-Paket unter anderem mit elektronischer Fahrwerkseinstellung, Bordcomputer, Heizgriffe für 1 120 Euro auf die Summe von 13 560 Euro addieren, letztlich gerechtfertigt. Auch wenn das Motorrad ziemlich nackig daherkommt.


Inhalt: Fahrbericht BMW R 1200 R
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