Opel Astra OPC

Opel Astra OPC
Sportler der nächsten Generation

Auto-xxl — Fahrbericht vom 20.06.2012
Das Top-Sportmodell des Opel Astra hatte bisher die Bezeichnung GTC, aber da auch die Konkurrenz nicht schläft legen die Rüsselsheimer nach. Das Ergebnis heisst Opel Astra OPC und soll den Top-Versionen der Konkurrenten den Rang ablaufen.


Hierzu im folgenden unser Fahrbericht.

Als Opel im vergangenen Herbst den Astra GTC als optisch eigenständige, dreitürige Spitzenversion seiner Kompaktbaureihe präsentierte, hatten die Rüsselsheimer schon ein heißes Eisen im Feuer im Kampf gegen den dominanten VW Golf GTI. Die Leistung des Astra von 132 kW/180 PS schien dabei schon auskömmlich. Doch da es bei kompakten sportlichen gerne ein bisschen mehr sein darf und auch Ford dem Top-Focus ST dieser Tage 184 kW/250 PS mit auf den Weg gegeben hat, legte Opel beim Astra die sprichwörtliche Schippe nach. Mit seinem Preis von 34 250 Euro liegt der OPC-Astra exakt 11 000 Euro über der teuersten Version des "normalen" GTC.

Seit nach der Gründung des Opel Performance Centers (OPC) 1999 der erste Astra OPC auf die Straße kam, fanden über 65 000 OPCs vom Corsa über Astra und Insignia, ihren Weg zum Kunden. Darüber hinaus tragen die OPC-Modelle bei Opel auch die Funktion von Imageträgern und Markenbotschaftern, was sie besonders interessant für Fahrberichte macht. Unter dem OPC-Label dürfen die Techniker zeigen, dass man auch in Rüsselsheim über den Bau solider Alltagsvehikel hinaus in Sachen Technik und Optik ein paar Gourmet-Stückchen zubereiten kann.

Das Äußere des Astra-OPC präsentiert sich harmonisch und wie aus einem Guss, ohne dass irgendwelche Details angesetzt oder nachgerüstet erscheinen. Das Muskelspiel beginnt bei einer Frontschürze mit verbesserter Spoilerwirkung und größeren Lufteinlässen, führt über Seitenschürzen zu einem mit Karbonkern verstärkten, doppelten Heckspoiler an der Dachabrisskante. Serienmäßig rollt der Astra OPC auf 19 Zoll großen Leichtmetall-Rädern mit Reifen der Dimension 245/40, die die Radkästen gut ausfüllen, wie wir während unseres Fahrberichts erfahren durften.

Nicht alle Weisheiten vom Stammtisch sind für die Ewigkeit. Dass Hubraum durch nichts zu ersetzen sei, außer durch mehr Hubraum, beispielsweise. Diese These widerlegt der Astra OPC gründlich. Das Zweiliter-Turbotriebwerk liefert eindrucksvolle 206 kW/280 PS, und noch imponierender fällt die mehr als stattliche Drehmoment-Ausbeute von 400 Newtonmetern aus. So erledigt der Astra OPC denn auch den Vortrieb schon beim Mitschwimmen im Alltagsverkehr mühelos, rollt im sechsten Gang mit niedrigster Drehzahl durch Autobahnbaubaustellen und beschleunigt danach im Bedarfsfall äußerst nachdrücklich und ohne Turboloch bis zur Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Aus dem Stand sprintet der Astra OPC in 6,0 Sekunden auf 100 km/h. Der zwischen 3 000 U/min und der roten Drehzahlmesser-Markierung bei 6 500 U/min entwickelte Motorsound lässt sich am besten als "zielgruppenorientiert" beschreiben. Ein Astra OPC ist definitiv das falsche Auto um beim Flanieren CDs mit Chopin oder Brahms zu genießen.

Gegenüber dem Vorgängermodell stieg die Leistung um 40 PS, gleichzeitig reduzierten die Opel-Techniker Verbrauch und CO2-Emissionen um zwölf beziehungsweise 14 Prozent. So liegt, auch bedingt durch das serienmäßige Start-Stop-System, der CO2-Ausstoß bei 189 g/km und der Normverbrauch bei 8,1 Litern auf 100 Kilometern.

Was beim Fahrwerk bereits der Serien-Astra und erst recht der GTC andeuteten, unterstreicht Opel beim Astra OPC nachdrücklich: Opel kann (und darf wieder) exzellente Fahrwerke bauen. Den sportwagen-ähnlichen Fahrleistungen entspricht auch die Straßenlage des gegenüber dem Astra GTC um zehn Millimeter tiefer gelegten Astra OPC. Das Fahrwerk gibt bereits in der Normaleinstellung Vertrauen, lässt allerdings auch Geschwindigkeiten zu, die auf Dauer weder straßenverkehrs- noch führerscheinkompatibel sind, zumal der Motor ständig und in jedem Gang kräftigen Schub liefert.

Dass das Sperrdifferential an der Vorderachse mechanisch arbeitet, scheint im Zeitalter von Computer-Apps und Elektronik anachronistisch, doch kommt dessen Auslegung in der Praxis sehr gut gelungen rüber wie wir während der Tests für unseren Fahrbericht feststellen konnten. Selbst auf nasser Fahrbahn und in engen Kurven bringen die Vorderräder die Bärenkräfte des Turbomotors gut sortiert auf die Fahrbahn. In der elektrohydraulisch arbeitenden Servolenkung sind kaum Antriebskräfte spürbar.

Rennsport-Anmutung gibt es auch im Innenraum reichlich. Bereits der Griff zum OPC-Lenkrad verschafft Cockpit-Feeling: Zehn Millimeter weniger Durchmesser als im Astra GTC, an der Unterseite etwas abgeflacht und mit feinstem, griffsympathischen Nappaleder bezogen. Die Ausstattung, beispielsweise mit sechs Airbags, adaptivem Fahrlicht, Parkhilfe und Navi-System, entspricht den gehobenen Astra-Versionen. Die von Opel geforderten 34 250 Euro liegen unter dem Preis des Golf R von 37 375 Euro, der allerdings - gelungenes Sperrdifferential hin oder her - mit Allradantrieb glänzt.

Friedbert Weber/mid

Bewertung:

Plus: Leistungs- und drehmomentstarker Sportmotor mit guten Alltagsmanieren, Lenkung, Ausstattung

Minus: Preis, Gefährdungspotential für die Fahrerlaubnis.


Inhalt: Opel Astra OPC
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